Magnum Legacy Eve Arnold

Das Buch über Eve Arnold bewegt mich immer noch. Es ist natürlich ein Buch über die Fotografin aber es ist für mich vor allem auch ein Buch über Magnum und Niederlagen und das Leben.

Magnum war auch für mich in erster Linie die Fotoagentur mit den vier Männern, die die Welt unter sich aufteilten und natürlich war Henri Cartier-Bresson mein Lehrmeister, weil seine Art des Fotografierens mir half, mich fotografisch zu entwickeln.

Dann erschien 2015 das Buch über Eve Arnold und der Text ist schon eine Wucht. Er schildert Eve Arnold, die sich von der Hausfrau zur Fotografin wandelte und er schildert sie und Magnum. Sie lernte bei Alexei Brodowitsch.

Ich erfuhr, dass Können nichts bringt, wenn man nicht jemand kennt.

Ich erfuhr auch, daß Fotos eine Frage der Gelegenheit und des Interesses sind.

Aber mir wurde auch klar wie minimal oft die Ausrüstung war. Eve Arnold fotografierte mit ihrer Pentax oder Nikon und ganz wenigen Objektiven, Cartier-Bresson reichten seine 50mm und seine Leicas. Alles war manuell. Minimal und maximal lagen hier wirklich nahe beieinander.

Die mentale Größe von Magnum ergab sich wohl aus der Toleranz der parallelen fotografischen Welten, die darin zusammen lebten.

Das Buch ist für mich deshalb so interessant, weil es mir einen ganz neuen Blick auf Magnum ermöglicht. Es ist der weibliche Blick, der zeigt, daß es eben unterschiedliche Sichtweisen gibt, die im Miteinander mehr sehen und ermöglichen als eine Sichtweise allein es vermag.

Natürlich sind in diesem Buch auch viele Fotos, um Eve Arnold und ihr Werk zu zeigen. Es ist in jeder Hinsicht gelungen, aber für mich ist der Text darin herausragend in der Verflechtung vom Leben der Eve Arnold und ihrer Verbindung zu Magnum.

Interessanterweise reiht sich dieses Buch ein in die Reihe von Büchern, die nur auf Englisch erschienen sind, so wie Documentary Impulse von Stuart Franklin.

Was lesen Menschen, die kein Englisch können? Ich darf gar nicht darüber nachdenken.

Nun gut. Die legendäre Zeit ist um, die Protagonisten dieser Zeit sind tot und die Welt blickt heute anders auf dieselben menschlichen Verhaltensweisen.

Ob das Buch für junge Menschen heute noch einen Wert hat, kann ich nicht sagen – aber für mich schon.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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