Einfach Fotografieren?

Schattenspiel

„Ich glaube, das, was es so schwer macht, in der Fotografie besser zu werden, ist die Einfachheit, mit der sie geschieht.”

Dieser Satz ist aus dem Buch “Mein Foto” von Ibarionex Perello.

Da liegt auch schon das ganze Geheimnis begraben.

Heute ist Fotografie durch ihre Einfachheit im Handy zur universellen Bildsprache geworden.

Alle sprechen miteinander durch Aufnehmen, Zeigen und Verbreiten ihrer Fotos.

Da dies alles schon reicht, um verstanden zu werden, ist die Frage nach dem „mehr“ eigentlich doch schon beantwortet, weil man von den anderen verstanden wird.

Die Verständigung klappt also. Mehr braucht man nicht.

Dennoch gibt es immer noch Menschen, die mehr machen in und mit der Fotografie.

Das fängt mit der Gestaltung bei der Aufnahme an und geht mit der nachträglichen Bearbeitung der Aufnahme weiter.

Und Fotos dienen dabei auch nicht nur dem Verbreiten sondern oft auch der Dokumentation oder Umsetzung einer Idee und der Selbstreflexion oder dem Erleben der eigenen Existenz.

Und dann gibt es ja noch die, die davon leben wollen…

Der Prozess der Gestaltung bei der Aufnahme und nach der Aufnahme ist im Grunde unendlich. Und je mehr Geräte und Apps (Programme) es gibt, desto mehr könnte man auch darüber schreiben und damit machen.

Und da wird Fotografieren dann auch zur „Fremdsprache“, weil ich ja lernen muß, die Apps zu bedienen und viele davon setzen fotografisches Wissen voraus.

Zum Fotografieren als Abdrücken ist ihre Beherrschung nicht erforderlich.

Denn es kommt immer noch darauf an, im entscheidenden Moment da zu sein, wenn es um das Dokumentieren geht.

Aber für gut und besser gestaltete Fotos kommt es dann entscheidend darauf an, die Einfachheit des Abdrückens zu überwinden und Sehen und Gestalten zu erlernen, weil man nur so den entscheidenden Moment auch sehen und gut gestaltet aufnehmen kann.

Hier spielen dann auch die Aufnahmegeräte, Farben und Sichtweisen eine Rolle.

Über Fotos und Bildprozesse dann zu schreiben, ist nur noch für sehr wenige Menschen interessant.

Insofern ist der Blog als Reflexion durch Aufschreiben und als Spiegel durch Lesen ein gutes Werkzeug, um die Veränderungen der Gegenwart (und bei sich selbst) zu sehen und zu verstehen.

So bietet das Bloggen durch Rückblick und Anblick die Chance zur verstehenden Distanz und einer Erweiterung des eigenen Horizontes.

Man kann dadurch nicht besser fotografieren, aber man kann dadurch lernen besser zu sehen und sich selbst besser einzuschätzen.

Das ist der tiefere Sinn.

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

2 thoughts on “Einfach Fotografieren?

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