Ich reise seit mehr als zwanzig Jahren durch die Welt der dokumentarischen Fotografie. Dabei wollte ich zunächst nur festhalten, was geschieht in Wort und Bild. Dieses Geschehen wurde Geschichte.
Ich konnte gut schreiben aber meine visuellen Aufzeichnungen gefielen mir nicht. Also machte ich vor der Erfindung der Onlinekurse eine Ausbildung mit Büchern, Seminaren und Ausprobieren. Lehrmeister war Henri Cartier-Bresson, der selbst eigene Lehrmeister hatte, die eigene Lehrmeister hatten….
Kurz gesagt ging meine Reise geprägt von Cartier-Bresson von Tür zu Tür und so formte ich meine Wegstrecke mit Erfahrungen, Fotopraxis im Rahmen zwischen Versuch und Irrtum und einer fotografischen Welt im Umbruch.
Hinzu kamen die digitalen Veränderungen mit andauernd neuer Technik, neuen Konzepten und neuen Möglichkeiten, von denen viele schon wieder weg sind.
Manches davon habe ich dann digital publiziert oder sogar auf Papier gedruckt. So finden sich hier Themen und Umbrüche ab dem Jahr 2000 bis 2020 und alles danach mit mehr Bezug nach vorne in der Kategorie ab2020.
Ich lernte viel über das Fotografieren, über Wert und wichtig, über Ausgrenzung und Anerkennung und über mich in meiner Lebenszeit.
“Habe nun, ach! Philosophie,
Juristerei und Medizin,
Und leider auch Theologie
Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor;
Heiße Magister, heiße Doktor gar…“
Den Doktortitel habe ich nicht geschafft, erst fehlte das Geld und später mit über 50 wurde ich mittendrin so schwer krank, daß ich mich nicht mehr davon erholte.
Wenn man die Last nicht mehr tragen kann, muß man loslassen.
Das war dann mein Weg und der findet sich genau hier auf diesen Webseiten von mir.
Neue Technik durch Smartphones und der Aufstieg der sog. sozialen Medien sind die Antriebsfedern. Dabei führt Geld alles an und eine neue Ära begann.
Heute ist Fotografieren sogar technisch noch leichter als mit einem Stift etwas auf Papier zu bringen. Wenn das Foto auch gestaltet und ausdrucksstark sein soll, wird es aber schwieriger…
Und so bin ich nun in einer neuen Welt mit Menschen, deren Charakter noch so ist wie immer – nur neuer.
Die Kameras sind neuer, die Gebäude sind neuer, die Techniken sind neuer.
Aber alles andere ist geblieben.
Mein Motto lautet ja „Das Soziale ist unser Schicksal und das Asoziale unsere Herausforderung“.
Daran wird sich nichts ändern und die Antworten werden immer neu gegeben werden müssen. Aus der Geschichte kann man nur lernen, daß es keine endgültigen Antworten gibt und Verrat nur eine Frage des Zeitpunktes ist.
Ich würde mit Michel Onfray noch anfügen: „Die Zeitgeschichte lehrt leider, dass man das Schwert nicht mit dem Geist, sondern mit einem zweiten Schwert besiegt. Deshalb braucht man Erinnerung und Gerechtigkeit, ganz ohne Hass.“
Aber die Welt ist voller kluger Sprüche.
Da steh ich nun, ich armer Tor!
Leider kann man den Reichtum im Geiste nicht so teilen wie die Vermögenden ihr Gefolge mit rauschenden Festen bei Laune halten. Man kann nur schreiben und hoffen, daß für einen selbst wertvolle Gedanken und Einsichten auch für andere gedankliche Juwelen und Gold werden.
Weil der Akt des Fotografierens immer gelebte Gegenwart ist, kann man immer wieder Neues erleben und erfahren. Und darüber kann man immer wieder neu schreiben, weil Fotos ohne Texte eher selten Sinn machen, es sei denn so wie hier:
Das geht nur ohne Worte, da spricht das Bild für sich.
„Jedenfalls leben wir in einer Welt des Leidens, in der das Böse grassiert, in einer Welt, die unser Dasein nicht bestätigt, in einer Welt, der wir widerstehen müssen. In dieser Situation gibt uns der ästhetische Augenblick Hoffnung. Daß wir einen Kristall oder eine Mohnblume schön finden, bedeutet, daß wir weniger allein sind, daß wir tiefer in die Gesamtexistenz einbezogen sind, als es uns der Ablauf eines einzigen Lebens glauben lassen würde… Alle Ausdrucksformen der Kunst haben sich aus dem Versuch entwickelt, das Augenblickliche in das Immerwährende umzuwandeln.“
Diese wunderbaren Worte sind von John Berger und begründen, warum es bei Fotos mit Blumen keiner Worte bedarf aber diese Fotos wesentlich wirken können auf mich in dieser Welt.
Nun geht im Herbst der Natur die Farbe aus – uns hoffentlich nicht das Licht – und die Welt mit viel Struktur und wenig Farbe begleitet uns durch die nächsten sechs Monate.
Zeit für neue und andere Fotos und Zeit für andere Texte – oder eben auch nicht.
Denn Unschärfe bedeutet manchmal sogar, damit schärfer zu sein als scharf.
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