Armut in Wuppertal an einem Samstag 2022

Heute schien die Sonne das erste Mal seit Wochen.

„Auf nach Wuppertal-Elberfeld“ hieß die Devise.

Ich traute mich kaum zu fotografieren.

Fast schon entwöhnt machte ich dann die ersten Fotos.

Es sollten Stadtbildfotos durch Spiegelung werden, weil Sonne und Farbe dazu einluden.

Cityscapes würde der Englischsprecher sagen.

Aber mir begegnete auf Schritt und Tritt die neue Armut, die in der Innenstadt sichtbar ist.

Das ist auch ein Zeichen der neuen Zeit und das sind – selbst ungewollt – immer mehr Motive, die man nicht völlig ausklammern kann.

„Wer halb Kalkutta aufnimmt, rettet nicht Kalkutta, sondern der wird selbst Kalkutta.“

Diese Worte von Peter Scholl-Latour werden immer mehr sichtbar in Städten wie Wuppertal.

Das interessiert aber nicht mehr wirklich, wie ich an den politischen Entscheidungsträgern sehe.

Und so prägt die Armut auch das soziale Stadtbild.

Hier nahm ich aus der Hüfte ein Foto mit dem Smartphone auf, eher ungewollt.

Der Mann griff in den Papierkorb und suchte nach etwas Verwertbarem.

Als ich mich umdrehte, hatte ich sofort das nächste Motiv vor mir.

Über Armut im Stadtbild von Wuppertal habe ich schon öfter geschrieben. Aber es wird immer mehr und es stört immer weniger Menschen. Das ist offenbar der neue Zeitgeist: man nimmt es hin wie in der Weimarer Republik.

Aber solche Fotos sind Zeitdokumente und sollten ihren Platz ebenso haben wie Fotos zwischen Art und Trip.

 

 

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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