Die Leica Brand Story und die Lust am Legendären

Überall gibt es jetzt Brand Stories.

Manche führen vom brand zum burnout…

Brand auf Englisch heißt auf Deutsch heute Marke.

Früher war das alles anders wie wir auf wiktionary lesen: „From Middle English brand, from Old English brand (fire; flame; burning; torch; sword), from Proto-Germanic *brandaz (flame; flaming; fire-brand; torch; sword),…“

Da war der Brand ein Brand, ein Feuer auf Englisch und auf Deutsch.

Heute soll der Kunde brennen für eine Marke – besser als die Marke brennt!?

„Deine Brand Story ist nicht nur das, was du kommunizierst, sondern das, was deine Kunden glauben, das was sie über deine Marke denken und erzählen. Eine Brand Story ist die größere, zusammenhängende ÜBER-STORY deiner Marke oder deines Unternehmens. Die Kernbotschaft, die DNA deines Unternehmens, die sich niemals ändert oder jemals enden wird.“

So steht es auf marketing.ch.

Die Kampagnen von Leica im Bereich der Fotografie finde ich meistens ziemlich gut. Die geben sich wirklich Mühe und leben ihre Geschichte in der Gegenwart, während bei den anderen fast nur historische Eintagsfliegen auftauchen obwohl Geschichte immer wichtiger wird im Konsum bei einigen Produkten wie ich unten zeige.

Sie schreiben bei Leica:

„Die Leica Brand Kampagne „THE WORLD DESERVES WITNESSES” feiert Fotografinnen und Fotografen als Zeitzeugen

Die Leica Camera AG feiert in einer neuen internationalen Brand Kampagne mit dem Claim „THE WORLD DESERVES WITNESSES“ das Engagement von Fotografinnen und Fotografen als Zeitzeugen.

Mit dieser Kampagne zollt das Unternehmen, dessen Wurzeln mehr als 150 Jahre zurückreichen, all jenen Tribut, die mit ihrer Leica Kamera die Schönheit und Poesie der Welt dokumentieren – Fotografinnen und Fotografen, die entscheidende Momente der Geschichte einfangen und die Verletzlichkeit der Conditio humana durch ihre Sensibilität und einzigartige Sichtweise zeigen. Diese Bilder sind mehr als bloße Fotos, es sind wichtige Berichte von Augenzeugen – ob sie nun globale Ereignisse festhalten oder kurze, private Momente.

In einer Zeit, in der das Fotografieren so einfach ist wie niemals zuvor – und vielleicht zu oft nachlässig und oberflächlich –, zielt die Leica Brand Kampagne darauf ab, den Wert einer sinnvollen Betrachtung der Welt hervorzuheben. Diese kostbaren Momente, in denen sich die Elemente einer Szene im Objektiv und im Auge des Fotografen zusammenfügen, sind einzigartig und nicht wiederholbar. Um die Integrität und Aufrichtigkeit dieser visuellen Zeugnisse zu bewahren, hat die Werbeagentur TBWA\PARIS die Kampagne ausschließlich unter Verwendung vorhandener Fotos geschaffen. Kein Bild wurde neu erstellt oder im Hinblick auf das Kommunikationskonzept inszeniert, keine Aufnahme retuschiert oder verändert. Alle fotografischen Zeugnisse der Leica Brand Kampagne sind allein Ausdruck einer persönlichen Sichtweise. Aufgrund der Vielfalt der Themen – gesellschaftlich, politisch, poetisch oder alltäglich – berührt dieser öffentliche Auftritt alle Bereiche des Lebens und der menschlichen Existenz. Damit unterstreicht die Kampagne die Einzigartigkeit der Marke Leica: eine legendäre, angesehene, einzigartige, aber vor allem eine Marke, die auf Leidenschaft beruht.

Das Video-Manifest teilt diese Vision. Die Kampagne umfasst Bildmaterial, das in mehr als 15 Ländern in Print- und Online-Medien zu sehen ist und sich während der Laufzeit immer wieder verändert und erneuert. Über 30 Fotografen aus allen Bereichen tragen zu der Kampagne bei. Von der tiefen Bedeutung dieser Initiative berührt, hat der international bekannte amerikanische Fotograf Joel Meyerowitz dem Video seine Stimme geliehen. Meyerowitz, dessen Arbeiten in den bedeutendsten Museen der Welt zu sehen sind und in unzähligen Büchern veröffentlicht wurden, bekennt: „Ich bekam Gänsehaut, als ich das Video zum ersten Mal sah. Es war überwältigend. Das ist zweifellos menschlicher und inspirierender als alles, was ein Kamerahersteller je gemacht hat.“

Das Video-Manifest in voller Länge: https://youtu.be/tjuQ3fuGD2Q

Im Mittelpunkt der Kampagne stehen einige der legendären Kameras des deutschen Unternehmens: die ikonische M-Familie, darunter ihre jüngsten Mitglieder, die Leica M10-R und die Leica M10 Monochrom, sowie eine der meistverkauften Kameras des Unternehmens, die Leica Q2 und ihr jüngstes Schwestermodell, die Leica Q2 Monochrom.“

Seit 1914, als bei Leica die erste erfolgreiche Kleinbildkamera erfunden wurde, entwirft und fertigt das Unternehmen optische Präzisionsinstrumente, die nicht nur durch ihr zeitloses Design zu Ikonen geworden sind, sondern vor allem auch dadurch, dass sie für die größten Meister des 20. Jahrhunderts die Kameras der Wahl waren. Diese Fotografen haben die Meilensteine der modernen Geschichte festgehalten. Ihre Aufnahmen prägen, zusammen mit denen, die im 21. Jahrhundert entstanden, unser kollektives Gedächtnis.“

Soweit der Text von Leica.

Hier ist nun auch die Verknüpfung zu finden.

Leica ist danach Leidenschaft, also etwas das Leiden schafft?

Und Leica ist Luxus, Lust und Legende.

Ich finde die Kampagne großartig, auch wenn ich mir zu meinem Glück davon nichts kaufen kann.

Aber wer legendär arbeiten will und dazugehören will zum legendären Leica-CLub, der muß real tief in die Tasche greifen.

Es reicht nicht die M11 sondern hinzukommen muß eine Leica Q2 und die beiden monochromen Schwestern oder zumindest ein Trio:

„Die farbenfrohe und unbeschwerte Auswahl der aktuellen Kampagne bringt den Betrachter mit ihrem leichten Optimismus zum Lächeln. Die drei neuen Kampagnen-Motive präsentieren drei Kameramodelle der ikonischen Leica M: Die M10 MONOCHROM, die M10-R und die neue M11“ steht auf dasfotoportal.de.

Noch ein L – Leica ist auch Lächeln.

Lächeln kann man aber auch mit der Pen-F wie auf lenstrip.de beschrieben.

Man kann aber noch mehr.

Lächeln kann man auch ohne Leica M mit anderen meisterhaften Digitalkameras.

Doch Leica M ist die legendäre Weltmarke, nicht die meistverkaufte Marke.

Und beim Leica M Marketing kommt kein anderer Hersteller mit, weil sie als Einzige eine Geschichte leben können, die auch die Weltgeschichte umfaßt und die Legenden der Fotoreportage – mehr oder weniger.

Mir gefällt die Kombination von Geschichte und Gegenwart bei Leica einfach, zumal sie bis heute als Quelle für Inspiration dient.

Aber es braucht die Legende, weil die „Meister des 20. Jhrdts.“ keine Nachfolger im 21. Jhrdt haben sondern nur noch sog. Markenbotschafter, im schlimmsten Fall Influencer (Verkäufer).

Heute ist ein reportierender Fotograf kein Fotoreporter mehr sondern ein visual storyteller aber z.T. mit richtig guten Dokumentarfotos (wie z.B. hier verlinkt). Wie lebt man davon und wie weit wirkt man damit heute in die Gesellschaft?

Sehr interessant ist der Beitrag im fotomagazin 3/22 „Fotojournalisten verdienen immer weniger und bekommen immer weniger Aufträge.“ Wären NGO´s nicht da, sähe es für viele düster aus. Das wiederum sind aber keine journalistischen Aufträge sondern Projekte für Kampagnen also eher Marketing. Und dann sind es eben auch keine Bildjournalisten… – eigentlich!

Insofern geht es heute bei Kunden von Leica eher um den Mister White, der sich seine Rollen herbeikonsumiert.

Genau hier ist die Stelle, wo Geschichte so wichtig wird, weil man sich nur Rollen herbeikonsumieren kann, die man kennt. Und die sind aus der Vergangenheit.

Es gibt bei Digitalkameras noch lebende Legenden, die aber nicht alle Leica heißen.

Die Verknüpfung mit Fußballspielern (Sony) und Rocksängern (Leica) mit Digitalkameras scheint mir nicht so erfolgreich gewesen zu sein wie der Rückgriff auf Rollen, bei denen man als Nachfolger legendärer Fotografen oder Reporter männlich und weiblich seinen Konsum leben kann.

Fazit

Man kann Leica auch mögen ohne sie zu kaufen oder damit gelebt haben, um dann mit neuen Kameras weiterzumachen.

Oder dies alles als Forschungsobjekt für die sozialen Gebrauchsweisen der Fotografie betrachten.

So wird man glücklich mit nichts im Nichts.

Und es kostet gar nichts…

Als Lottogewinner wäre eine Leica Kombi von M11, Q2 plus Monochrom eher ein Lustkauf, um dazuzugehören (im Kopf und in der Leica Community) – aber ebenso temporär wie bei einem Smartphone bis zur Leica Q3 oder M12…

Wer sich dies alles ohne Lotto leisten kann, der kauft sicherlich als Fotofan auch alles von Leica.

Wenn man sich 2022 nur eine M11 leisten kann, bleibt es bei einem legendären Frustkauf.

In diesem Sinne…

About Michael Mahlke

Früher habe ich Bücher geschrieben über den Nationalsozialismus, die Gewerkschaftsbewegung, das Leben der kleinen Leute im Arbeitsleben, Ausstellungen organisiert, Lernsoftware entwickelt und Seminare zu Themen wie „Global denken vor Ort handeln“ geleitet. Nach der Grenzöffnung 1989 qualifizierte ich Menschen und half, in Umbrüchen neue Lebensorientierungen zu finden und dann wechselte ich in die industrielle Organisationsentwicklung. Oft war ich einer der wenigen, der das Sterben der Betriebe und das Sterben der Hoffnung der Menschen sah. Ich wollte nicht nur helfen sondern auch festhalten für die Nachwelt. Denn die Worte zeigten keine Gesichter und die Geschichten erzählten keine Momente, so wie ich es erlebt hatte. Wenn ich das alles damals schon nicht aufhalten konnte, dann wollte ich es wenigstens festhalten. So kam ich zum Fotografieren. Mehr hier - http://dokumentarfotografie.de/2022/09/17/der-fotomonat-und-seine-zeiten/

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